Die Idee zu diesem Fotoprojekt „Zwischen den Zeiten“ ist nicht zufällig entstanden. Derzeit habe ich kaum die Gelegenheit, meine Heimatstadt und meine Verwandten ohne unzählige Hindernisse zu besuchen. Der Schmerz über den Verlust meines Vaters, der vor 1,5 Jahren plötzlich von uns gegangen ist, lässt nicht nach, sondern verstärkt sich nur. Es verschärft sich auch, weil ich wegen des Krieges nicht mehr frei, spontan und ohne Überlegungen  in das Land fliegen kann. Ich kann nicht fliegen, um meine Mutter und meinen Bruder zu umarmen. Ich kann nicht zum Grab meines Vaters gehen, bei ihm sein und alleine mit ihm in Gedanken reden. All dies jetzt, im realen Leben ist derzeit noch möglich, ist aber mit einem großen Aufwand  verbunden.  Aber ich habe einen Weg gefunden. Dank der Fotografie, die mir immer wieder neue Türen öffnet und mir die Möglichkeit gibt, Grenzen zu überwinden, über menschliche Fähigkeiten hinauszugehen und dorthin zu gelangen, wo es unmöglich ist, hier und jetzt zu sein.
Neue Technologien wie remote photography mit Shutter App Studio und die guten alten Wege, auf die Bilder zu kommen, wie Fotos aus Familienalben, und im Labor gescannte Filme, halfen mir, virtuell in meine Heimatstadt zu „reisen“. Um einen Spaziergang im Park zu unternehmen, in dem ich in meiner Kindheit mehrmals die Knie verletzt hatte, den Kindergarten und den Schulhof zu besuchen… Und auch, um die Winterlandschaften der Volga zu bewundern und das alte Plattenhaus, in dem ich mehr als die Hälfte meines Lebens  verbrachte, wieder mal zu besichtigen. Das Schlüsselwort hier ist virtuell. Diese virtuelle Reise wurde dank der Menschen möglich, die trotz der innovativsten Techniken die wichtigsten Personen bleiben, die das Projekt ermöglicht haben. Meine Freundin, mit der ich über Messenger kommunizierte und alle Aufnahmen im Detail besprach, war meine rechte Hand und Stativ in einem und zeigte mir meine jetzige Heimatstadt. Und meine Mutter. Sie fotografierte Familienfotos auf ihrem Handy und führte mich tatsächlich in die Vergangenheit. Wo alle lebten und gesund waren. Und es gab keinen Krieg. 
Ich bin immer noch irgendwo zwischen hier
und jetzt, zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Aber der Schmerz scheint nachzulassen.
Oder scheint es nur so?
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